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OCHTRUP UND DIE "HOTTENTOTTENWAHL"

Werner Brünen

 

Wieso "Hottentotten-Wahl" ? - - Der Kolonialkrieg gegen die aufständischen Herero- und Hottentottenstämme in Deutsch Südwestafrika von 1904-1906 hatte erhebliche Opfer an Menschen und Material gefordert. Die damalige Regierung ersuchte den Reichstag um eine Aufstockung der kolonialen Militärausgaben. Da dieser Kolonialkampf in weiten Bevölkerungskreisen umstritten war, lehnte der Reichstag mehrheitlich die Regierungsvorlage ab, was zur Auflösung des Reichstages im November 1906 führte. Die am 25.Jan.1907 angesetzte Neuwahl hieß im Volksmund nur noch "Hottentotten-Wahl".

Auch in Ochtrup beraumte das Ortskomitee der Zentrumspartei am 17. Jan.1907 im Saale Fischer eine Wahlversammlung an.   Im "Ochtruper Anzeiger" vom 20. Jan. 1907 heißt es dazu:

" ... Dem Ruf leisteten die katholischen Männer Ochtrups recht   zahlreich Folge; ungefähr 1000 Personen waren zu der Versammlung erschienen. Kurz nach 6 Uhr eröffnete Pfarrer Ruhkamp die Versammlung mit folgender kurzer Ansprache:

 

Sehr verehrte Anwesende! Ich eröffne hiermit die heutige Versammlung und tue das mit dem Ausdruck übergroßer Freude über den zahlreichen Besuch. Es ist ein gutes Vorzeichen für das, was wir in den nächsten Tagen zu erwarten haben. Der Reichstag wurde aufgelöst, die Abgeordneten in die Heimat zurückgeschickt, weil sie zum größten Teil mit den Anschauungen der Regierung nicht einverstanden waren. Und da sollen Sie, meine Herren, am 25.1. darüber entscheiden, wer die Interessen des deutschen Volkes vertreten soll. Die Herren Redner werden Ihnen sagen, von welcher Wichtigkeit die gegenwärtigen Wahlen sind. Ich erteile zu diesem Zwecke Herrn Arbeitersekretär Holle das Wort! " Dieser führte u.a. aus: Meine sehr verehrten Herren! Wenn Sie einmal nach Berlin kommen, sehen Sie einen großen Sandsteinbau, - das ist der Reichstag. Dort sammeln sich die Vertreter des deutschen Volkes, um zu beraten und Gesetze zu schaffen.Eigentlich hätten wir erst im Jahre 1908 neue Wahlen zu erwarten gehabt. Jetzt aber schon, im Jahre 1907, stehen wir erneut vor einer Reichstagswahl. Sie alle wissen, daß die Regierung für Südwestafrika einen Nachtrag von 29 Millionen Mk. fordert. Das Zentrum sagt aber, da ließe sich vielleicht etwas sparen . . . . usw. Allein der Herr Reichskanzler (v.Bülow) hörte nicht mehr auf diese Worte. Es stand von vornherein fest, daß der Reichstag aufgelöst werden sollte. Die Regierung schickte die Männer unseres Vertrauens nach Hause und erwartet von uns andere Männer, die leichter auf die Wünsche der Regierung eingehen. ..."

Sollte die in der Zeitung angegebene Zahl von etwa 1000 Personen, die die Wahlversammlung besuchten, wirklich zutreffend gewesen sein, so ist das eine ganz beachtliche Menge und zeugt von großer politischer Interessiertheit. Bleibt doch zu berücksichtigen, daß es 1907 außer Zeitungen keine öffentlichen Medien gab, da Ochtrup damals tiefste Provinz war, und Berlin in weiter Ferne lag. Übrigens wurde die Zentrumspartei im neuen Reichstag mit 104 Abgeordneten stärkste Fraktion.

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