ImpressumDatenschutz

Brauchtum zur Weihnachtszeit

"Middewinter" -  Zeit der "diättein Nächte"

Abschrift aus Werkszeitung Gebr. Laurenz, Nr. 13 Weihnachten 1952

Verfasser: E.F.

Wenn diese Ausgabe unserer Werkszeitung in die Hände unserer Leser gelangt, stehen wir kurz vor der Verkündung der sich ewig gleichbleibenden Himmelsbotschaft "Friede den Menschen auf Erden".

Zwar brennt wie bei unseren Vorfahren auf unseren Feuerstätten nicht mehr ein großer harziger Baumstumpf, "Julbock" genannt, aber wohl glimmt in unseren Herzen ein frohes Feuer stiller Freude als Ausklang eines geschäftlichen Treibens, Bastelns und Einkaufens, die Vorfreude des Schenkenkönnens und -dürfens, Bekenntnis zur christlichen Liebestätigkeit.

Nur noch wenige Tage, und die Zeit der "diättein Nächte" von Heiligabend bis "Heilige - Drei - Könige" ist angebrochen. Die weiten Hallen unseres Betriebes liegen an den Tagen um Weihnachten verödet, verstummt vom alltäglichen Gewoge schaffensfrohen Lebens, das nächtliche Dunkel nur von einigen einsamen Lichtern, die Stille hin und wieder nur vom Schritt des Wächters durchbrochen. - Aber vom hohen First des Kesselhauses strahlen die Lichter zweier hoher Tannen weit in die Nacht, das Dunkel der "diättein Nächte" freundlich und tröstend zu erhellen.

Wir Menschen der Gegenwart sind nicht mehr gebunden an die geheimnisvollen Zeichen und Bräuche vergangener Zeiten, da man noch glaubte, sich im Wechsel der "diättein Nächte" vor allerlei Hexen- und Teufelskünsten hüten zu müssen. Nicht mehr wie ehedem werden nachts die Feuer im Herde nachgehalten, um Hexen, wilden Jägern, Geistern der Gehenkten und sonstigem gefährlichen Teufelswerk den Eingang durch den Kamin zu verwehren und zu verhüten, deren miserablen Gestank das ganze Jahr im Hause zu haben.

Nein, gottlob, in unserer von christlichem Geiste erfüllten Gegenwart haben diese Ausgeburten eines wahnwitzigen Aberglaubens keine Daseinsrechte mehr, wohl findet man auch in unserer Gegend noch das Festhalten an den guten und frommen Bräuchen, wie unsere Vorfahren sie übten, so das Aussegnen des Hauses und der Stallungen am Heiligen Abend durch den Hausvater.

Unser Gang zur Ucht, altüberliefertes, schönstes weihnachtliches Erlebnis wird nicht mehr wie zur Zeit unserer Urväter von üblen, wenn auch harmlosen Begleiterscheinungen getrübt. Damals war eine feststehende Tatsache, kam der Schäfer aus der Ucht als erster ins Haus zurück, gab es im neuen Jahr mehr Böcke, kam aber die Magd als erste, war die Zucht mehr mit Mutterlämmern gesegnet.

Und wem von unseren heiratsfähigen jungen Mädchen würde es heute noch einfallen, in der Heiligen Nacht das Geflügel zu wecken, um aus dem Verhalten dieser nützlichen Haustiere einen Schluß für ihre heimlichen Wünsche zu ziehen?

Damals war es nämlich ausgemacht, krähte der Hahn zuerst, war dem Mädchen eine baldige Heirat gewiß, gackerte aber als erstes ein Huhn, so konnte es noch lange auf einen Eheliebsten warten.

Heute gibt es auch keinen "Paulusnapf" mehr, wie er im Zoo in Münster eine wenig erbauliche Rolle spielte. Denn dieser Paulusnapf von ziemlichen Ausmaßen und schier ohne Boden, natürlich gefüllt mit bestem, gespendetem Wein, war während der Weihnachtstage auf dem Domhof der Mittelpunkt einer wenig festtäglichen Umtrinkerei, die mit der Zeit zu Mißständen und Klagen führte.

Gegenüber dieser von unseren Vorfahren in Münster geübten Unsitte ist die "Stephanussteinigung", wie sie auch bei uns am zweiten Weihnachtstage in Erscheinung tritt, ein zwar kleineres, aber durchaus nicht notwendiges Übel.

Aber wenden wir uns ab von all diesen Betrachtungen, lassen wir uns vielmehr einspinnen von dem Zauber dieses Vorweihnachtlichen Erwartens, dieser seligen Bereitschaft zum Empfang der nahen Verheißung.

Der Weihnachtsbaum ist geschmückt, die Gaben der Liebe liegen bereit, bald heben die Glocken an zu künden zum Anbruch des lieblichsten aller Feste und zum Beginn der "diättein Dage". Mögen sie uns allen Tage liebevollen Verstehens für unsere Mitmenschen, Tage der Hoffnung und besinnlichen Verharrens sein.

HEIMATVEREIN
Der VereinJahresprogrammAktuellesOchtruper AllerleiLiteraturbeiträgeAlte SchriftstückeHeimatblätterBücherverzeichnis OchtrupTermine
De PättkeslüeDenkmalpflegeHeimatkundeBrauchtumspflegeRadfahren und ReisenSenioren
De Pättkeslüe Denkmalpflege Heimatkunde Brauchtumspflege Radfahren und Reisen Senioren