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DAS EISENSTEINSLOCH

Werner Brünen

An der Bundesstraße 403 (Ochtrup-Bad Bentheim) liegt einige hundert Meter vor der Landesgrenze zu Niedersachsen links das sogenannte "Eisensteinsloch", wie es in der Bevölkerung genannt wird.

Es handelt sich um eine mit Grundwasser gefüllte Grube von ca. 80 x 25 Meter Größe und ca. 12-15 m Tiefe. Hier fand Anfang dieses Jahrhunderts der letzte Probe-Abbau statt, um endgültig über die Rentabilität der hier gefundenen Toneisenerze zu befinden.  

Bereits in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war man in der Brechte auf Eisensteinerze gestoßen. Die Analysen waren durchaus positiv. Vor allem der Tagabbau machte die Gewinnung rentabel. Jedoch scheiterte seinerzeit die wirtschaftliche Verwertung am Fehlen geeigneter Verkehrswege zu den Eisenhütten. Auch in den folgenden Jahren bleibt das Interesse an diesen Eisensteinsfunden ungebrochen. Selbst die in Berlin erscheinende renomierte "Vossische Zeitung" bringt in ihrer Ausgabe vom 6.Dez. 1898 einen ausführlichen Artikel mit der Überschrift "Eisenerzlager in der Ochtrup-Bentheimer Mulde." In einer anderen Zeitung heißt es u.a. "Im Frühjahr dieses Jahres (1898) sind in den Fluren Sieringhoek und Bentheim innerhalb der Brechte eine Anzahl von Schürfgräben in größerem Maße ausgehoben worden, mittels derer in einer Fläche von 8 Quadratkilometer die Kontinuität der Lagerstätte in Verbreitung und Beschaffenheit der Eisensteinflötze nachgewiesen werden konnte. Am 17. Mai ds .Jhrs. wurden die Mitglieder des königlichen Oberbergamtes zu Dortmund, sowie die königliche Regierung zu Münster, an ihrer Spitze der königliche Berghauptmann Taglischeck und der königl. Regierungspräsident Gescher, tags darauf der königl. Regierungspräsident Dr. Stüwe aus Osnabrück auf diesen Schürfen herumgeführt. Außerdem wohnten der Besichtigung am 17. eine große Anzahl von Ingenieuren der rheinisch-westfälischen und der luxemburgischen Eisenindustrie, von Vertretern der rheinischen Fachpresse, von Professoren und  Industriellen bei."  

Weitere Aufsätze erschienen in der Fachzeitschrift "Stahl und Eisen". Es gab jedoch auch kritische Stimmen von Fachleuten, die eine gewinnbringende Nutzung dieser Toneisenerze sehr in Zweifel zogen. Ein maßgeblicher Punkt dieser Diskussion war der nationale Aspekt. "Kein deutscher Berg- und Hüttenmann vermag es mit Gleichmut anzusehen, wie die rheinisch-westfälische Eisenindustrie tagtäglich mehr dem Auslande in ihren Erzbezügen tributpflichtig wird. Wird nicht schon heute öffentlich der Umschwung erörtert, welcher dieser Eisenindustrie droht, indem sich die gesamte Roheisen- und Stahlerzeugung anschickt, nach den lothringischen Eisenerzrevieren überzusiedeln? ... Da ist es doch gewiß höchste Zeit, die „schlummernden Millionen“ der westfälischen Erde zu wecken, zu deren Hebung es bisher nur an den nötigen Verkehrswegen gefehlt hat." So zu lesen in dem Artikel des kgl.   Bergmeisters und Bergassessors a.D Dr. Kosmann am 18.Dez.1898 in der "Ochtruper Zeitung". Es ist verständlich, daß diese Aussicht auf eine neue Industrie in unserer Heimatstadt und Umgebung helle Begeisterung auslöste. Es bestanden bereits konkrete Pläne, einen Anschluß an die Eisenbahn Bentheim-Nordhorn zu bauen.   Jedoch bei der praktischen Auswertung der oben erwähnten letzten Schürfung in den Hochdahler Hochofenwerken ergab sich ein zu hoher Phosphorgehalt. Der Versuch war gescheitert, es war das Aus für den weiteren Abbau von Eisenstein in der Brechte. Eine große Hoffnung war dahin! An einer anderen Stelle im Sieringhoek scheint der Abbau von Bodenschätzen erfolgreicher gewesen zu sein. Ungefähr in der Mitte zwischen Bentheim und Gildehaus liegt auf einer kleinen Erhebung die sogenannte "Asphaltgrube". Wir finden hier heute noch Überreste von Fundamenten und eine große Betonplatte (5 m Ø), mit der der Schacht abgedeckt ist. Ein zur Erinnerung aufgestellter Findling trägt die Inschrift: Schacht Karl-Rudolf ,geteuft 1881, verfüllt 1978  

Noch einmal machte das "Eisensteinsloch" von sich reden, nämlich in den Jahren 1946/47. Damals nutzte der Kath. Arbeiterverein den lehmhaltigen Abraum zum Brennen von Ziegelsteinen. Dieser in Eigeninitiative hergestellte Feldbrand sollte zur Behebung der Wohnungsnot beitragen, die durch den Zustrom der vielen Ostvertriebenen entstanden war.

Ebenfalls in den Nachkriegsjahren entdeckten einige Ochtruper Jugendliche das "Eisensteinloch" als ideale Badegelegenheit, da unser Bergfreibad 1945 nur für Angehörige der Besatzungsmacht zugänglich war. Und die jungen englischen Soldaten machten sich ein Vergnügen daraus, mit ihren Motorrädern die Abraumhalden rauf und runter zu knattern.

Heute hat das "Eisensteinsloch" Gesellschaft bekommen. Der einst so einsame und stille kleine See, rundherum von Bäumen und Sträuchern umgeben, die sich im klaren Wasser spiegelten, ist nicht mehr allein. In den letzten Jahren sind direkt daneben weitere Gruben von auswärtigen Ziegeleien ausgebaggert worden, die sich inzwischen auch mit Wasser gefüllt haben.

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