ImpressumDatenschutz

 

Aus Ochtrup in Westfalen, 1930, Deutscher Städte- Verlag, A. Seelemeyer

 

Paoskenstaken

 

Ein sonderbarer Osterbrauch hat sich in Ochtrup erhalten. Am Ostertage versammeln sich die jungen Leute der einzelnen Straßen, um für den „Paoskenstaken“ zu sammeln. Der „Judas“ trägt den Beutel und mit dem alten Festtagswunsch „Fröhlike Fierdag!“ geht es von Haus zu Haus. Des Nachmittags nach der Vesper findet sich die Jugend der Stadt auf der „Laut“ ein, um die Ostereier zu werfen. Selbst mit der Schleuder geworfene Eier zerbrechen beim Niederfallen nicht leicht, da die Lautwiese moosigen Untergrund hat.

Die jungen Burschen haben sich unterdessen auf den Weg gemacht, den Paoskenstaken zu holen, eine etwa 25 Fuß hohe junge Buche, die uraltem Herkommen gemäß entweder Seggert oder These für ein Päckchen Oldenkott nebst dazugehöriger steinerner Pfeife schenken muß. An dem Baum bleibt oben eine „Gaffel“ stehen. Die stärkeren Äste dienen zum Tragen des Baumes. Auf der Lautwiese wird eine Teertonne, die zuvor mit Stroh und Buchenholz vollgestopft ist, auf die Gaffel gehängt. Inzwischen haben sich auch die jungen Mädchen in Scharen eingefunden. Mit vieler Mühe und manchem Scherzwort wird dann der Paoskenstaken aufgerichtet. Eine mit einem brennenden Strohwisch versehene Bohnenstange dient zum Anzünden des Inhaltes der Tonne. Weithin sichtbar ragt das lodernde Feuermal in die Luft. Und nun entblößen sich alle Häupter und andächtig erklingen die alten, frohen Osterlieder. Ist die letzte Daube verkohlt vom Staken heruntergefallen, so wird der Baum ausgegraben und zur Stadt gebracht. Jetzt beginnt die Versteigerung! Hat man ausgemessen, wie viel „Holsken“ oder „Sticken“ wohl aus dem Baum gemacht werden können, und seine sonstigen Qualitäten genügend gepriesen, dann kann geboten werden. Kauflustige Wirte nennen gute Sümmchen!

Nach dem Verkauf ordnen sich alle Teilnehmer zu einer dreimaligen Prozession um die Kirche. Feierliches Glockengeläut erklingt und weithin schallen wieder Osterlieder. An der Prozession nehmen auch die älteren Männer teil, während die Arbeit mit dem Paoskenstaken Sache der ledigen jungen Leute ist. Nach Beendigung der Prozession wird das gesammelte „Judasgeld“ und der Erlös für den Baum beim Käufer desselben „vertiärt“.

Solche Paoskenstaken werden abgebrannt von den Städtern, den Bergsträtern, den Bültsträtern, den Wällschen und den Anwohnern von Lamberti Mark, den „Pöstdämmern“. Diese Gesellschaften haben nach altem Herkommen das Recht, während der Nachmittagsprozession feierlichst die Glocken zu läuten.

Abends erfreut sich die Ochtruper Jugend vom Windmühlenberg aus dem Anblick der Osterfeuer. Wohl über hundert Feuer zählt man dann in der Gegend zwischen Neuenkirchen, Rheine, Schüttdorf, Bentheim, Gildehaus, Losser, Gronau, Epe, Nienbuorg, Ahaus, Metelen, Burgsteinfurt. Vom Wasserturm aus ein wahrhaft märchenhafter Anblick!

 

HEIMATVEREIN
Der VereinJahresprogrammAktuellesOchtruper AllerleiLiteraturbeiträgeAlte SchriftstückeHeimatblätterBücherverzeichnis OchtrupTermine
De PättkeslüeDenkmalpflegeHeimatkundeBrauchtumspflegeRadfahren und ReisenSenioren
De Pättkeslüe Denkmalpflege Heimatkunde Brauchtumspflege Radfahren und Reisen Senioren