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Portrait eines Schützenkönigs –Franz Hewing-

Helmut Elsner (1992)

 

Jeder Schützenbruder, jede Schützenfrau oder –braut, kennt das prickelnde Gefühl, wenn es beim Vogelschießen auf das „Letzte“ zugeht und der Vogel kurz vor dem Abschuss ist. Dann, beim letzten Schuss fällt er, es hebt ein großer Jubel an. Der neue Schützenkönig wird auf die Schultern gehoben und zur Theke gebracht. Es ist geschafft!

So war das auch im Sommer 1913, als Franz Hewing den Vogel abschoss. Sie haben richtig gelesen, es ist kein Druckfehler: es war schon 1913. Vor nunmehr 79 Jahren wurde Franz Hewing, Gausebrink 65, der mitlerweile 98 Jahre alt ist, Schützenkönig der Westerschützen. Er ist damit der älteste und auch dienstälteste Schützenkönig von Ochtrup, ja möglicherweise sogar von ganz Deutschland.

Gern erzählt der rüstige 98zigjährige von „seinem“ Schützenfest. Er war seinerzeit als Knecht auf dem jetzt aufgelassenenm Bauernhof Seggert am Kreuzweg/ Ecke Witthagen (früher Weiner 2) beschäftigt. Der Arbeitstag war lang und der Arbeitslohn der Zeit entsprechend karg. 20 Goldmark war der Monatslohn für ihn im Jahre 1913.

Die Westerschützen feierten beim „2. Katerkamp“, das war die inzwischen abgebrochene Schankwirtschaft in der Nähe des Bahnüberganges an der Straße von Ochtrup nach Gronau. Hinter der Wirtschaft stand die Vogelstange. Das Vogelschießen 1913 wurde sorgfältig vom damaligen Polizisten Schmitt überwacht. Jeder Schütze, der schießen wollte, musste mit seinem eigenen Gewehr schießen. Falls er keines besaß, musste er sich eins leihen. „Mien Gewiähr häeww mi daomols Bretter- Scho`lehnt“, meint Franz Hewing und erklärt damit gleichzeitig, dass er selbst keines besaß. Auf die Frage, wer denn nun damals die Königin des stolzen Zwanzigjährigen war, antwortete er: „De is all lang daud, dat was Möllers Mariechen ut Welbiärgen, de heww dann den Schmidt van Welbiärgen hierraot“.

Damals wurde kaum fotografiert. Somit ist leider auch kein Bild des Königs und des Königspaares vorhanden. Nur das Königsschild an der Königskette des Schützenvereins Wester zeigt vom Ereignis. Das nebenstehende Bild zeigt Franz Hewing im Jahre  1915 als Soldat in der Zeit des 1. Weltkrieges.

Was kam denn nun damals auf den jungen König zu, als er die Königswürde von seinem Vorgänger Franz Höfting übernahm? Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort: „Dat heele Schüttenbeer heww mi hunnertfüfftig Mark kost´t“, als wenn es gerade erst ein paar Jahre her ist. Einhundertfünfzig Goldmark! Davon gab der Verein aus der Kasse einen Beitrag von 40 Mark als Königsgeld. Auch sein damaliger Arbeitgeber ließ sich nicht lumpen und hat kräftig zu den Kosten seinen Anteil beigesteuert.

Was wurde auf dem Schützenfest damals getrunken? Bier gab es nicht. Also tranken die Schützen Schnaps, ein Pinneken kostete 5 Pfennig, und die Damen tranken „Söten“, also den Aufgesetzten. Nur am Thron wurden 3 oder 4 Flaschen Wein ausgeschenkt, er war hauptsächlich für die Ehrengäste. Es war ein schönes Schützenfest und Franz Hewing war offensichtlich ein guter König. Der Schützenverein Wester ist stolz auf seinen würdigen alten König.

Zum 90. Geburtstag des Altkönigs kam, neben der großen Verwandtschaft, auch eine stattliche Abordnung des Schützenvereins Wester, um ihm zu seinem Geburtstag, aber auch zum 75- jährigen Königsjubiläum zu gratulieren.

Leider Konnte Franz Hewings Frau an diesem Fest nicht mehr teilnehmen. Ihr war es noch vergönnt, das Fest der Goldenen Hochzeit zu feiern; sie verstarb im Jahre 1976.

Dem Chronisten bleibt nur noch Franz Hewing zu wünschen: „auf die vollen 100 Jahre!“ Wir freuen uns darauf und auch besonders auf das Fest zum dann 80- jährigen Königsjubiläum.

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